kAFo zieht Bilanz: Agroforstforschung in Hohenheim aktuell  [21.01.25]

Agroforst – dieser Begriff fällt immer häufiger in der Debatte um die Landwirtschaft der Zukunft. In der Tat haben Agroforstsysteme durch ihre bewusste Kombination von Gehölzen mit landwirtschaftlichen Kulturen und/oder Tierhaltung zahlreiche wirtschaftliche und ökologische Vorteile.

Versuchsplots des HUMAX-Projekts

Auch in Hohenheim hat Forschung zu Agroforstsystemen Tradition - vorwiegend in den Tropen und zu Streuobst, seit 2007 auch mit einem eigenen Versuchs-Agroforstsystem am Ihinger Hof. Seit 2023 bündelt die Koordinationsstelle Agroforstsystem-Forschung (kAFo) Aktivitäten zu diesem zukunftsfähigen Landnutzungssystem in den Bereichen Forschung, Lehre und Networking und stärkt damit das Profil der Universität Hohenheim. Die Arbeit der kAFo wird von der Eva Mayr-Stihl Stiftung bereits in der zweiten Phase, allerdings nur bis Ende 2025 gefördert.

Hier fasst die kAFo den aktuellen Stand und die Möglichkeiten der Agroforstsystem-Forschung für die Uni Hohenheim zusammen und wagt einen strategischen Blick in die Zukunft:

PDF Agroforst-Forschung in Hohenheim aktuell

Synergien erkennen und nutzen

Die Potenziale von Agroforst sind dabei hoch aktuell: Klimaschutz und Klimawandelanpassung, die Steigerung der Resilienz von Agrarsystemen sowie die Multifunktionalität gehören zu den Talenten von Agroforstsystemen. Gehölze und einjährige Kulturpflanzen verfügen über sehr verschiedene Strategien, die zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen. Durch eine vollständigere Ausnutzung der ökologischen Nischen steigt die Produktivität als auch die Biodiversität auf der Fläche an. Agroforstwirtschaft ist daher ein wichtiger Baustein für die Gestaltung zukunftsfähiger Landnutzung. Nicht zuletzt nimmt daher die Erforschung von Agroforstsystemen in Deutschland und international Fahrt auf, wie eine aktuelle Auswertung der kAFo zeigt.

Agroforst ist attraktiv

Das kommt auch bei den Studierenden an: Agroforstwirtschaft ist bei Studierenden sehr gefragt. Das riesige Interesse an dem im Sommersemester 2024 erstmals angebotenen und sofort ausgebuchten Modul „Agroforstsysteme Mitteleuropas“ sowie ähnliche Erfahrungen an anderen deutschen Hochschulen sind eindrückliche Belege dafür.
Agroforstsysteme decken dabei eine große Bandbreite traditioneller und moderner Ausprägungen ab: Streuobstwiesen, Heckenlandschaften und mediterrane Korkeichenwälder werden ebenso betrachtet wie etwa Pappelstreifen als Kurzumtriebsplantage auf Ackerland, Nussbäume als Schattenspender auf Weideflächen oder komplexe Waldgärten. Tierwohl, Schließung von Nährstoffkreisläufen, Trinkwasserschutz und die Diversifizierung der Produktpalette des Betriebs sind nur einige der Ziele, die mit Agroforstsystemen erreicht werden können.

Wachsende Praxisrelevanz

Agroforstsysteme sind spätestens seit der Agrarreform 2023 auf den Höfen angekommen: Als eigene, zusätzliche Nutzungsart auf bestehendem Acker- und Grünland oder Dauerkulturen ist eine rechtliche Sicherheit und mit der Ökoregelung 3 auch Fördermöglichkeiten für Landwirte vorhanden. Die Bundesregierung will bis 2027 auf einer Fläche von 65.000 ha Agroforstsysteme etablieren – ein ambitioniertes Ziel, das den Stellenwert dieser neuen, alten Landnutzungsform verdeutlicht.

Das Hohenheimer Netzwerk

Die Koordinationsstelle Agroforstsystem-Forschung (kAFo) organisiert seit 2023 die Zusammenarbeit von Akteuren aus Forschung und Praxis in Hohenheim und darüber hinaus. Hohenheimer Wissenschaftler:innen aus sechs Fachgebieten können dadurch in der Agroforst Core Group effektiv zusammenarbeiten und Forschungsinitiativen erfolgreich auf den Weg zu bringen. Darüber hinaus trifft sich der Hohenheimer Agroforst Hub halbjährlich unter Beteiligung von 12 Fachgebieten. Hohenheimer Wissenschaftler:innen haben sich dadurch an mehreren Ausschreibungen auf EU- bis Landesebene mit Agroforst-Projektanträgen beteiligt. Insgesamt hat die kAFo bereits über 1 Mio. € Drittmittel akquiriert, u.a. wurden Ende 2024 zwei Forschungsprojekte zu Agroforst im Weinberg (Vitiforst) und zu Klimawandelanpassung im Südschwarzwald (AFeffectsLAB) erfolgreich eingeworben. Damit werden in Hohenheim aktuell sieben Agroforst-Forschungsprojekte bearbeitet.

Ein Blick in die Zukunft

Dabei kann sich die Universität Hohenheim zu recht zu den Agroforst-Pionieren zählen: Auf dem Ihinger Hof und dem Oberen Lindenhof bestehen bereits seit 2008 deutschlandweit einzigartige Agroforst-Versuchsflächen. In Kombination mit der ausgewiesenen Expertise der engagierten Gemeinschaft von Forschenden und Lehrenden zahlreicher Fachgebiete hat die Universität Hohenheim ideale Voraussetzungen, um in der Erforschung und Entwicklung von Agroforstsystemen einen wichtigen Beitrag auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu leisten. Allerdings läuft die Finanzierung der kAFo durch die Eva-Maria - Stihl Stiftung Ende 2025 aus.

Agroforst ist und bleibt ein Zukunftsthema, das in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen wird. Die kAFo und die assoziierten Wissenschaftler:innen blicken dabei gespannt auf die strukturellen Veränderungen in den forschungsunterstützenden Bereichen. Das Beispiel der kAFo zeigt, wie effektiv eine übergreifende Koordination die Entwicklung von Konsortien und Forschungsprojekten in strategisch wichtigen, interdisziplinären Themenfeldern wie Agroforst vorantreiben kann.

PDF Agroforst-Forschung in Hohenheim aktuell


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